Drei Fragen an den Präsidenten

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Bauernbund-Landesobmann Johann Mößler über Milch- und Agrarpreise sowie Perspektiven für die bäuerlichen Betriebe in Kärnten.

 

Der Milchmarkt ist unter Druck, ein Ende der Preismisere ist nicht absehbar und die Mengen steigen weiter. Sind Milchliefermengenmodelle ein Ansatzpunkt?

Mößler: Die heimische Molkereiwirtschaft hat in der Zeit vor dem Quotenende Mengenmodelle diskutiert und erarbeitet, aber auf Grund der Marktlage im Jahr 2014 nicht umgesetzt. Jetzt ist es meiner Ansicht nach an der Zeit diese Modelle umzusetzen! Ansonsten müssen die heimischen Molkereien sich im Inland gegenseitig unterbieten bzw. müssen sie auf den Exportmärkten die zusätzlichen Mengen im schlechtesten Fall über die Spotmärkte verwerten. Das drückt den Durchschnittspreis für alle Lieferanten und für jeden gelieferten Liter. Milchmengenregulierungsmodelle, die auch die ursprünglich durch eine Quote hinterlegte Anlieferungsmenge berücksichtigen, könnten dem entgegenwirken. Ich habe in den vergangenen Wochen sehr viele Gespräche mit Milchbauern geführt und glaube, dass das eine große Mehrheit der Lieferanten so sieht. Für eine Preisstabilisierung braucht es jedenfalls eine Reduktion der Menge.

Die Agrarpreise kommen derzeit weltweit generell unter Druck. Welche Rolle spielt der Handel in dieser Situation?

Mößler: Wir haben in Teilbereichen gute Partnerschaften zwischen der Landwirtschaft und dem Handel. Aber wir beobachten die Angebote in den Supermärkten genau und stellen in letzter Zeit fest, dass vermehrt Ware aus dem Ausland angepriesen wird, zuletzt im Rindfleischbereich. Bei den Handelsmarken wurde österreichische Butter gegen deutsche Butter ausgetauscht. Das ist für mich nicht nur ein Tabubruch, sondern Verrat an den Bauern und den Konsumenten. Die Handelsketten verkaufen sich gerne als Beschützer der heimischen Landwirtschaft und werben mit den Vorteilen der bäuerlichen Produktion. In den Preisverhandlungen weisen sie aber immer auf das internationale Preisniveau hin. Eines ist klar: Österreichische Qualitätsprodukte gibt es nicht zum Weltmarktpreis! Der Handel muss wissen, dass dieser Druck Gegendruck erzeugen wird!

Welche Perspektiven gibt es für die bäuerlichen Betriebe in Kärnten?

Mößler: In der Landwirtschaft gibt es marktliberale und ökosoziale Strömungen. Wer auf dem marktliberalen Spielfeld mitspielen will, muss auch zu Weltmarktpreisen produzieren können. In Kärnten können das sicher nur die wenigsten Betriebe. Mich hat der Wahlspruch des politischen Mitbewerbers „Freie Bauern – freie Märkte!“ immer angewidert. Was wir in Kärnten verstärkt brauchen, ist eine Gesinnung mit Mehrwert für die Bauern! Mehr Wertschöpfung für die bäuerlichen Produkte, aber auch mehr Wertschätzung für die bäuerliche Arbeit und das bäuerliche Eigentum. Mehr Wertschöpfung durch Qualität, neue Produkte und eine Vermarktung, bei der mehr Spanne bei den Bauern bleibt und nicht nur das, was der Handel uns übrig lässt. Hier müssen wir gemeinsam mit dem Lebensmittelgewerbe neue Wege der Vermarktung schaffen. In der Region, über die Hotellerie, die Gastronomie und hin bis zur öffentlichen Hand. In der Gesellschaft vermisse ich zusehends die Wertschätzung gegenüber unserer Arbeit und gegenüber unserem Eigentum. Auch hier müssen wir verstärkt ansetzen und den Respekt und die Wertschätzung, die uns zusteht, einfordern!

 

 

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