ÖR Walfried Wutscher übergibt Vereinsvorsitz an DI Mag Bernhard Rebernig. Ökosoziale Politikvorschläge sollen Kärnten auf den Weg in eine „enkeltaugliche Zukunft“ bringen.

Seit 2011 hat ÖR Walfried Wutscher die Geschicke des Ökosozialen Forums (ÖSF) geleitet. In dieser Zeit hat Wutscher zahlreiche Impulse gesetzt und u.a. die Themen Bodenverbrauch oder Landärztemangel in den gesellschaftlichen Diskurs eingebracht. Mit Ende Februar 2018 hat Wutscher sein Amt zur Verfügung gestellt und als Nachfolger DI Mag. Bernhard Rebernig vorgeschlagen, der vom Vorstand einstimmig zum neuen Vorsitzenden gewählt wurde. Der 38jährige Agrarökonom und Betriebswirt will das ÖSF nun inhaltlich breiter aufstellen und gezielt die Jugend für die Ökosoziale Marktwirtschaft begeistern. Darüber hinaus möchte Rebernig das ÖSF als „starke Stimme der Kärntner Zivilgesellschaft“ positionieren und auf die „Notwendigkeit einer ökosozialen Politik“ hinweisen. Im Hinblick auf die neue Kärntner Landesregierung hat das ÖSF deshalb ein Positionspapier mit 20 Vorschlägen erarbeitet, die Kärnten auf den Weg in eine „enkeltaugliche Zukunft“ bringen sollen.

Bioökonomiestrategie, Lehrstuhl für nachhaltigen Tourismus

Eine zentrale Maßnahme ist die Umsetzung einer landesweiten Bioökonomiestrategie. Im Mittelpunkt steht dabei die stoffliche und energetische Nutzung von Biomasse. Die Anwendung reicht von Holz am Bau bis hin zu Verbundstoffen, Textilien, Kosmetika und Bioplastik aus nachwachsenden Rohstoffen der Land- und Forstwirtschaft. Damit könnte sich Kärnten international als Wirtschaftsraum positionieren, der auf Basis biogener Rohstoffe das Ende des fossilen Zeitalters einleitet und von Fördermitteln des Bundes profitieren, der in den nächsten Jahren Bioökonomie-Cluster in Österreich etablieren möchte.
Als weiteren Baustein schlägt das ÖSF vor, den „Nachhaltigen Tourismus“ zur Leitidee des heimischen Tourismus zu erklären. Dieses Konzept setzt auf ökologische Nachhaltigkeit von der Anreise bis zur Freizeitnutzung, die Stärkung der heimischen Wirtschaftskreisläufe und kulturelle Nachhaltigkeit. Als wissenschaftliche Unterstützung zur Erarbeitung und Umsetzung soll dafür an der Universität Klagenfurt einen Lehrstuhl für nachhaltigen Tourismus eingerichtet werden, den es z.B. an deutschen Hochschulen schon gibt.

Bodenverbrauch halbieren, Lebensmittelverschwendung reduzieren

Im ökologischen Bereich sieht das ÖSF in der Bekämpfung des Klimawandels eine Top Priorität. Im Energiemasterplan hat sich die Landesregierung ambitionierte Ziele gesetzt, die jedoch nicht durch einen „falsch verstandenen Naturschutz“ konterkariert werden dürfen, der z.B. Biomasse-, Photovoltaik- oder Kleinwasserprojekte verhindere, so Rebernig.
Handlungsbedarf ortet das ÖSF auch im Bereich des Bodenschutzes. So wurden allein in den letzten 16 Jahren rund 11.000 Hektar fruchtbare Wiesen und Äcker in Kärnten versiegelt. „Es braucht einen landesweiten Aktionsplan um den Verlust von Agrarflächen von 0,5% pro Jahr auf 0,25% zu reduzieren“ so Rebernig. Das ÖSF schlägt in diesem Zusammenhang die Einführung einer Flächenmanagementdatenbank am Beispiel Niederösterreich vor, mit der insbesondere die Innenentwicklung von Siedlungen durch ein aktives Management von Baulücken, Leerständen und Brachflächen vorangetrieben werden soll.
Weiters werden in Kärnten jährlich an die 65.000 to Lebensmittel weggeworfen. Das ÖSF schlägt vor dieses „ethische und ökologische Verbrechen“ mit Bewusstseinsbildungs- und Schulungsmaßnahmen für Kantinenbetreiber und Gastronomie einzudämmen. „Das Land Steiermark hat bereits einen Grundsatzbeschluss zur Reduktion der Lebensmittelverschwendung getroffen. Wir würden uns wünschen, dass Kärnten diesem Beispiel folgt!“ so Rebernig.

 

Masterplan für den ländlichen Raum auf Landesebene

Im gesellschaftlichen Bereich ist die größte Herausforderung die Abwanderung, die vor allem den ländlichen Raum stark belastet. Deshalb wünscht sich das ÖSF eine „Kraftanstrengung für den ländlichen Raum“ von der neuen Landesregierung. Analog zum Masterplan der Bundesregierung für den ländlichen Raum schlägt das ÖSF vor, einen Masterplan für den ländlichen Raum zu erarbeiten. Die möglichen Maßnahmen reichen dabei von der Absicherung der medizinischen Versorgung, der Nahversorgung und der Mobilität bis zur Kinderbetreuung am Land. „Sich hier allein auf den Bund zu verlassen ist zu wenig, es braucht alle Kräfte um den ländlichen Raum als Lebensraum und Urlaubsort attraktiv zu halten“ ist Rebernig überzeugt.

Abschließend bedankt sich der frischgewählte Präsident Rebernig bei seinem Vorgänger Walfried Wutscher für seinen „unermüdlichen Einsatz für die ökosoziale Idee“ und wünscht Wutscher im Namen des gesamten Vorstandes des ÖSF Kärnten alles Gute für die Zukunft!

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