Infofolder sorgt für mehr Sicherheit bei der Begegnung von Wanderern mit Weidetieren. Wolf und Bär bedrohen traditionelle Almwirtschaft ebenso wie Kürzungen im EU-Agrarbudget. Almhüttenurlaube im Aufwind!

Den Beginn der Almsaison nehmen Landwirtschaftskammer Kärnten, Land Kärnten und Almwirtschaftsverein zum Anlass, über aktuelle Herausforderungen und Entwicklungen der Kärntner Almwirtschaft zu informieren. Im Mittelpunkt steht dabei die Aufrechterhaltung der traditionellen Almwirtschaft in Kärnten, die bei rund 4.000 landwirtschaftlichen Betrieben zum Einkommen beiträgt und ein enormer Tourismusfaktor ist.

Eine Alm ist kein Streichelzoo!

Aufgrund der in den letzten Jahren gestiegenen Anzahl an Vorfällen zwischen Wanderern und Rindern hat die Landwirtschaftskammer gemeinsam mit dem Almwirtschaftsverein und der Kärnten Werbung einen Informationsfolder aufgelegt, der wichtige Tipps für das richtige Verhalten bei Begegnungen mit Weidetieren bietet. Der in deutscher und englischer Sprache erschienene Ratgeber enthält sowohl textliche als auch grafische Erläuterungen, die für mehr Sicherheit auf Almen sorgen sollen.

Kühe mit Kälbern sehen in Hunden eine Bedrohung für ihren Nachwuchs und können aggressiv reagieren, was vielen Erholungssuchenden nicht bewusst ist. Daher empfiehlt es sich Abstand zu halten und vor allem in den Weidegebieten die markierten Wege nicht zu verlassen. LK-Präsident Johann Mößler betont: „Mit dieser Broschüre möchten wir es Einheimischen wie Urlaubsgästen möglichst einfach machen, die wichtigsten Verhaltensregeln kennenzulernen und bei Wanderungen zu berücksichtigen. So wird ein gutes Miteinander von Almwirtschaft und Tourismus möglich.“ Der Folder wird von der LK an alle Tourismusinformationsbüros in Kärnten versandt und liegt zusätzlich bei den „Urlaub am Bauernhof“-Betrieben, auf Almhütten und beim Almwirtschaftsverband auf. Zusätzlich kann die Broschüre per Mail an praesidium@lk-kaernten.at kostenlos bezogen werden.

Wolfsfreier Alpenraum gefordert

Eine zunehmende Bedrohung der traditionellen Almwirtschaft stellt die Rückkehr von Wolf und Bär auf heimischen Almen dar. Insbesondere Bären-Attacken auf Lämmer und Schafe haben bereits auf einigen Kärntner Almen dazu geführt, dass keine Schafe mehr aufgetrieben werden. Jüngste Wolfsrisse in Salzburg und der Steiermark machen deutlich, dass die Bedrohung der Weidetiere durch diesen Beutegreifer auch in Kärnten bald akut werden kann. Josef Obweger, Obmann des Kärntner Almwirtschaftsvereins, fordert in diesem Zusammenhang, dass der Schutzstatus des Wolfes reduziert werden müsse und

gegebenenfalls – etwa bei einer Bedrohung von Menschen und Nutztieren – Wölfe auch zum Abschuss freigegeben werden: „Der Wolf ist laut IUCN (International Union for Conservation of Nature) nicht auf der roten Liste der gefährdeten Tierarten und europaweit nicht vom Aussterben bedroht. Daher ist der hohe Schutzstatus auch nicht gerechtfertigt, noch dazu wo durch den Wolf die artgerechteste Form der Nutztierhaltung, nämlich die Weidehaltung und Alpung, gefährdet ist“, so Obweger.

Auch der für Landwirtschaft zuständige Landesrat Martin Gruber findet, dass eine Koexistenz zwischen Wolf und Weidewirtschaft nicht funktioniert: „Um die traditionelle Weide- und Almwirtschaft abzusichern, wird es wolfsfreie Zonen brauchen.“ Bundesländerübergreifende Maßnahmen sollen bei der Agrarreferentenkonferenz im Juni besprochen werden. „Die Bundesländer müssen sich gemeinsam dafür einsetzen, dass der absolute Schutzstatus des Wolfs von der EU aufgehoben wird“, so LR Gruber. Der Landesrat will auch den im Regierungsprogramm vorgesehenen Schadensfonds für ganzjährig geschonte Tierarten – zu denen auch Wolf und der Bär gehören – rasch umsetzen, damit im Schadensfalle die Tierbesitzer unbürokratisch entschädigt werden können.

Tourismus auf der Alm boomt

Erfreuliches zu berichten weiß der Obmann von „Urlaub am Bauernhof“, Hubert Reiner, im Zusammenhang mit dem Beginn der Almsaison: „Die Almhüttenurlaube liegen voll im Trend, die Buchungslage ist ausgezeichnet. Viele Menschen sehnen sich nach Ruhe und Natur und finden auf einer Almhütte den geeigneten Platz zum Entspannen.“ Die Nachfrage reiche dabei von der „einfachen Hütte ohne Strom bis zur Luxusalmhütte“, ergänzt Reiner und betont, dass die Kärntner Almhüttenvermieter sämtliche Wünsche erfüllen können. Auch Hubert Reiner schließt sich der Forderung nach wolfsfreien Almen vollinhaltlich an.

Auf die Bedeutung der Almen für den Kärntner Tourismus verweist auch Agrarreferent Gruber: „Almbäuerinnen und Almbauern tragen mit ihrer Arbeit wesentlich zum Erhalt unserer Kulturlandschaft bei und diese ist für viele unserer touristischen Angebote unverzichtbar.“ Das Land Kärnten investiere deshalb aktuell bspw. rund 435.000 Euro in die Almwege. Eine Unterstützung, die sowohl der Bewirtschaftung als auch dem Tourismus auf den Almen zugutekomme, so Gruber.

Almwirtschaft in Kärnten stärken

Einig sind sich Mößler, Gruber und Obweger auch darin, dass die Almwirtschaft in Kärnten mit den besten Rahmenbedingungen ausgestattet werden muss. Dazu zählen unter anderem auch die Leistungsabgeltungen der Almbauern in der Gemeinsamen Agrarpolitik nach 2020. Die Kürzungsvorschläge der EU-Kommission für den Agrarhaushalt nach 2020 würden empfindliche Einbußen auch für die Almbauern mit sich bringen. Dies müsse mit aller Kraft vermieden werden, damit die Almbäuerinnen und Almbauern auch weiterhin die Leistungen für Gesellschaft und Umwelt erbringen können, betont Mößler.

Ziel müsse es sein, so Landesrat Gruber, dass die Leistungsabgeltungen und Investitionszuschüsse von derzeit rund 14 Millionen Euro auf einem gleich hohen Niveau gehalten werden können.

 

Bildunterschrift: Sepp Obweger (Obmann Kärntner Almwirtschaftsverein), Agrarreferent LR Martin Gruber, LK-Präsident Johann Mößler und Hubert Reiner (Obmann „Urlaub am Bauernhof“, v.l.) setzen auf Aufklärung für Almwanderer durch den neuen Infofolder von Almwirtschaftsverein, Kärnten Werbung und LK Kärnten.

Fotocredit: LK Kärnten

  • Share: