Aktionswut des Lebensmittelhandels gefährdet die bäuerliche Milchproduktion. Mehrwert von Bauern-Milch spiegelt sich nicht in Bauernmilchpreisen wider.
„Obwohl die Erzeugermilchpreise sich in den letzten Monaten stabilisiert haben, haben die Milchbauern keinen Grund zum Jubeln. Die Milchpreise liegen in vielen Fällen auf der Höhe der Herstellungskosten“, informiert Landwirtschaftskammer-Präsident Johann Mößler anlässlich des Weltmilchtages am 1. Juni über die Lage der heimischen Milchbauern. Den Hauptgrund für den Stillstand in der Preisentwicklung für die Bauern trotz international guter Marktlage ortet der Präsident vor allem in der Aktionswut des heimischen Lebensmittelhandels: „Bei Lockangeboten, bei denen zwei Liter Milch zum Preis von einem verschleudert werden, beträgt der rechnerische Erzeugerpreis nur noch magere 19,5 Cent. Das sind Dumping-Preise, die unter den Gestehungskosten liegen. Mit dieser Preispolitik gefährdet der Handel die bäuerliche Milchproduktion.“
Mehrwert der Milch aus Bauernhand
Der LK-Präsident weist auf den Mehrwert von Milch aus bäuerlicher Produktion hin: „Heimische Milch ist nicht nur garantiert gentechnikfrei, sondern hat laut Studien der EU-Kommission auch den geringsten CO2-Fußabdruck in Europa. Mit der Laufstallhaltung bzw. Weide- und Auslaufhaltung garantieren die heimischen Bauern Tierwohl auf höchstem Niveau. Zudem sichert die grünlandbasierte Milchproduktion die Pflege der Kulturlandschaft als Basis für den Tourismus.“ Allein die Pflege der knapp 145.000 Hektar Grünlandflächen in Kärnten würde die öffentliche Hand rund 156 Mio. Euro pro Jahr kosten, wenn es die Bauern nicht mehr tun würden. Mit der Billig-Politik des Handels werden auch diese Leistungen der Bauern für die Gesellschaft aufs Spiel gesetzt.
Anti-Dumping Gesetz für Milch
Wenn der Marktpreis die hohen Auflagen für die Produktion nicht mehr widerspiegelt und ein fairer Wettbewerb nicht mehr gegeben ist, sollte man überlegen, ob nicht der Gesetzgeber eingreifen müsse, betont Mößler, der ein Anti-Dumping Gesetz für Milch fordert: „Es kann nicht sein, dass Bauern-Milch unter den Herstellungskosten verschleudert wird. Lohn- und Sozialdumpinggesetze sichern in Österreich den ArbeitnehmerInnen das ihnen zustehende Entgelt für die erbrachte Arbeitsleistung und einen fairen Wettbewerb. Warum soll für Bauern nicht gelten, was für Arbeitnehmer selbstverständlich ist?“ In einem ersten Schritt sollten daher „Nimm zwei, zahl eins“-Aktionen für Lebensmittel mit kurzer Haltbarkeit gesetzlich verboten werden, fordert Mößler.