Im Rahmen der Vollversammlung der LK Kärnten konnte LK-Präsident Johann Mößler über zahlreiche Erfolge der bäuerlichen Interessenvertretung im letzten Jahr berichten. Massive Kritik übte er hingegen an den „inakzeptablen“ Sparplänen von EU-Kommissar Oettinger.

„Das Jahr 2017 war ein überaus bewegtes für Kärntens bäuerliche Betriebe“, resümierte LK-Präsident Johann Mößler im Rahmen der heutigen Vollversammlung der Landwirtschaftskammer im Bildungshaus Schloss Krastowitz. „Brauchbaren Preisen in wichtigen Segmenten standen große Schäden durch Spätfrost, Sturm und Hagel und damit finanzielle Einbußen gegenüber.“ Erfolge in vielen Bereichen – von der gekoppelten Almprämie über Natura 2000 bis zum Konjunkturpaket und zur Jagdgesetznovelle – belegten die Bedeutung einer starken bäuerlichen Interessenvertretung, erklärte Mößler.

Um dann auf für die heimischen Bauern bedrohliche aktuelle Entwicklungen zu sprechen zu kommen: „Wie wichtig eine starke Stimme der Bäuerinnen und Bauern ist, zeigen die Pläne von EU-Haushaltskommissar Günther Oettinger. Eine – wie von ihm vorgeschlagene – Kürzung des EU-Agrarbudgets um 6 Prozent ist völlig inakzeptabel und ein Anschlag auf bäuerliche Existenzen. „Eine Budgetkürzung bedeute gleichsam eine Kürzung des bäuerlichen Einkommens, das im Durchschnitt ohnehin deutlich unter dem Niveau von vor 10 Jahren liege“, stellte Mößler klar. „Die Agrarzahlungen für die Bäuerinnen und Bauern müssen in der gleichen Höhe wie bisher bestehen bleiben und die Leistungen, die hier für die Gesellschaft – Ernährungssicherheit, Lebensmittelqualität, Landschaftspflege und viele mehr – erbracht werden, entsprechende Abgeltung finden“, forderte Mößler mit Nachdruck ein. Und er verwies darauf, dass diese Pläne der EU ein weiterer Beleg für die Notwendigkeit einer starken bäuerlichen Interessenvertretung seien, die nur durch eine gesetzliche Mitgliedschaft gewährleistet werde könne.

Bäuerliche Anliegen durchgesetzt

Nachhaltig unterstrichen wurde diese Aussage durch den Bilanzbericht Mößlers im Rahmen der LK-Vollversammlung. So konnte die LK Kärnten im Jahr 2017 wichtige Erfolge in der Interessenvertretung erzielen – etwa im Bereich der gekoppelten Almprämie. Das ursprüngliche Modell sah einen Abzug der gekoppelten Almprämie bei allen Mutterkuhprämien aus dem Jahr 2014 vor – unabhängig davon, wie viele Tiere tatsächlich gealpt werden. „Mehr als 1.700 Betriebe wären mit teils empfindlichen Verlusten von Ausgleichszahlungen konfrontiert gewesen“, verdeutlichte der LK-Präsident. Ein von der LK Kärnten und der BVG Kärntnerfleisch beauftragtes Rechtsgutachten zeigte jedoch einen Lösungsweg auf, sodass die AMA-Prämien nunmehr gemäß dem tatsächlichen Auftrieb neu berechnet werden. Die Ausbezahlung der zu Unrecht einbehaltenen Gelder an die Betriebe erfolgt im August 2018.

Wichtige Resultate der Vertretungsarbeit der LK Kärnten zeigten sich auch im Bereich Natura 2000. Hier koordinierte die LK eine Allianz aller Sozialpartner und weiterer Interessenvertreter, sodass ungebührliche Ausweitungen vermieden, die Einbeziehung der Landwirte erreicht sowie die Sicherstellung der Bewirtschaftung für die Land- und Forstwirte durchgesetzt wurde.

Ebenfalls die Handschrift der LK Kärnten zeigten das bäuerliche Konjunkturpaket der Landesregierung in Höhe von 2 Mio. Euro (Transportkostenzuschuss Milch und Top-up für Ausgleichszahlungen im Berggebiet) sowie die Novelle des Jagdgesetzes. Letzteres sieht nicht nur eine Ausweitung der Grundeigentümerrechte durch die Aufwertung der Gemeindejagdbeiräte vor, sondern auch die Einrichtung eines Schadensfonds für durch ganzjährig geschonte Wildtierarten (wie Bär, Wolf, Fischotter) verursachte Schäden.

Bildung und Beratung als Erfolgsfaktor, Bio-Anteil weiter gesteigert

Neben der Interessenvertretung stellen Bildung und Beratung zwei weitere wichtige Säulen der Leistungen der LK für ihre Mitglieder dar. Im Arbeitskreis Unternehmensführung haben 172 Betriebe ihre unternehmerischen Kompetenzen ausgebaut, mit weiteren 147 Betrieben wurden Konzepte zur wirtschaftlichen Weiterentwicklung der Höfe erarbeitet. 456 Betriebe wurden bei der Hofübergabe beratend begleitet, über 1100 Beratungen erfolgten im Bereich der Direktvermarktung. Fast 2000 Teilnehmer konnten die Bildungs-, Informations- und Fachveranstaltungen im Bereich Tierzucht, über 800 die Bezirkswaldbauerntage verzeichnen.

Erfreulich die Entwicklung im Bio-Bereich: Nicht zuletzt aufgrund der kompetenten Beratung konnte ein neuer Höchstwert von 1765 Bio-Betrieben erreicht werden, was einer Steigerung von über 10 Prozent entspricht. „Mit unserer Beratung, die sich verstärkt Innovationsthemen widmet, wollen wir den Betrieben Zukunftsperspektiven eröffnen und Alternativen hinsichtlich Produktpalette und Vertriebswegen aufzeigen“, erläuterte LK-Präsident Mößler.

Bestwert bei Kundenzufriedenheit

Im Bereich der Kundenzufriedenheit der Mitglieder mit den Dienstleistungen der LK macht sich der hohe Grad der Kundenorientierung in der LK Kärnten bezahlt. Die im Zuge des Qualitätsmanagements durchgeführte Kundenbefragung zeigt ein hohes Maß an Zufriedenheit mit den Beratungsleistungen der LK: „Mit einer Note von 1,36 konnten wir uns weiter verbessern und einen neuen Bestwert erzielen. Im Vergleich der Landwirtschaftskammern aller Bundesländer liegt die LK Kärnten hier auf Platz 1. Das zeigt, dass wir auf dem richtigen Weg sind und ist Ansporn, uns weiter zu verbessern“, zeigt sich Mößler erfreut.

Mößler: Regionale Basis gelegt

Im klaren Bekenntnis zur Sozialpartnerschaft und im Regierungsprogramm der neuen „Kärnten Koalition“, in dem die Entwicklung des ländlichen Raums sowie die Erhaltung und Förderung der bäuerlichen Landwirtschaft festgeschrieben sind, sieht Mößler auf regionaler Ebene eine gute Basis für die Zukunft gelegt: „In Zeiten des Klimawandels und des globalen, meist unter ungleichen Voraussetzungen stattfindenden Wettbewerbs, dem unsere unter höchsten Standards und auf höchstem Qualitätsniveau produzierenden Bäuerinnen und Bauern ausgesetzt sind, bleibt noch viel zu tun. Die Fundamente für eine gedeihliche Zukunft sind im Regierungsprogramm jedoch gelegt, wofür ich LH Peter Kaiser danken möchte. Jetzt gilt es, dranzubleiben und die Punkte umzusetzen.“

Neue Mitglieder in Vollversammlung und Vorstand

Durch den Wechsel von Kammerrat Martin Gruber in die Kärntner Landesregierung und das Ausscheiden von Kammerrätin Sabine Sternig, die sich künftig ganz dem eigenen bäuerlichen Familienbetrieb widmen wird, wurde sowohl die Wahl zweier neuer Vorstandsmitglieder als auch die Angelobung zweier neuer Kammerräte nötig.

In die Vollversammlung rückten die Neo-Kammerräte Mathias Jakob Themeßl (Kirchbach i. Gailtal, Kärntner Bauernbund;) und Andreas Leitner (Metnitz, Kärntner Bauernbund;) nach.

Präs. Johann Mößler & KR Mathias Themeßl

 

Präs. Johann Mößler & KR Andreas Leitner

Neu in den 7-köpfigen Vorstand der LK gewählt wurden im Zuge der Vollversammlung KR Astrid Brunner und KR Hermann Schluder (beide Kärntner Bauernbund).

Präsident Johann Mößler dankte sowohl Martin Gruber als auch Sabine Sternig für ihr langjähriges Engagement und ihr Wirken in der bäuerlichen Interessenvertretung und wünschte ihnen viel Tatkraft und Erfolg für ihre neuen Aufgaben.

 

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