Biodiversitäts-Strategie Österreich 2030


Mehrheitlich beschlossene Resolution in der Vollversammlung der Landwirtschaftskammer Kärnten.

Die heimischen Bäuerinnen und Bauern leisten einen erheblichen Beitrag zur Sicherung der Artenvielfalt und der natürlichen Lebensgrundlagen. Seit Jahrhunderten schaffen sie vielfältige Lebensräume und fördern dadurch aktiv vitale Artengemeinschaften. Mit einem Bioflächenanteil von 25% und der Teilnahme von mehr als 80% der Betriebe am Agrarumweltprogramm ÖPUL gilt Österreich im EUVergleich als Agrarumweltpionier.

Der vorliegende Entwurf zur Österreichischen Biodiversitätsstrategie beinhaltet eine Reihe von Zielen und Maßnahmenvorschlägen, welche die nachhaltige land- und forstwirtschaftliche Bewirtschaftung im bestehenden Umfang massiv gefährden.

Die seitens des Bundesministeriums für Klimaschutz und Umwelt vorgeschlagene Außer-Nutzung-Stellung von landwirtschaftlichen und forstwirtschaftlichen Flächen in der Höhe von mindestens 10% ist nicht nur eine Bedrohung für die heimischen Betriebe, damit wird auch die Versorgungssicherheit mit heimischen Lebensmitteln aufs Spiel gesetzt und dem Klimaschutz ein Bärendienst erwiesen. Immerhin verursachen heimische Lebensmittel auf Grund der kreislauforientierten Produktion und des geringen Transports weniger CO2-Emissionen als importierte Lebensmittel.

Der vorgeschlagene Entwurf der Biodiversitäts-Strategie läuft aber auch den Umwelt- und Klimaschutzzielen des Klimaschutzministeriums massiv entgegen. Dazu zählen unter anderem der Ausbau von Energie aus Biomasse, die Eiweißstrategie, die Bioökonomiestrategie oder die im kürzlich beschlossenen Forstpaket enthaltene Holzbauoffensive samt Entwicklung von Holzdiesel. Sollten die Vorschläge in der vorliegenden Form umgesetzt werden, stehen alleine im Forstbereich jährlich zwischen 3,0 und 7,4 Mio. Vorratsfestmeter Holzertrag auf dem Spiel, wie Berechnungen der LK-Forstexperten zeigen.

Die weltweiten Biodiversitätsverluste gehen diversen Studien zufolge auf verschiedenste Ursachen zurück. Neben der Bodenversiegelung, der Fragmentierung von Lebensräumen, der Verstädterung, dem Verkehr, der Lichtverschmutzung, etc. trägt insbesondere der Klimawandel zum Artensterben bei. Die ohnehin nachhaltig wirtschaftende heimische Landwirtschaft dafür quasi verantwortlich zu machen, ist fachlich nicht zu rechtfertigen. Vielmehr gilt es, das nachhaltig nutzbare Produktionspotenzial zu mobilisieren, damit die Land- und Forstwirtschaft ihren Beitrag im Kampf gegen den Klimawandel leisten kann.

Die Vollversammlung der Kammer für Land- und Forstwirtschaft in Kärnten fordert daher die zuständige Bundesministerin für Klimaschutz, Leonore Gewessler, BA auf, von der Umsetzung der vorgeschlagenen nationalen Biodiversitätsstrategie Abstand zu nehmen, diese grundlegend neu zu erarbeiten und dabei die Experten der Landwirtschaftskammern in Österreich umfassend einzubinden.
Bei der Erarbeitung einer möglichen Strategie gilt es, alle Ursachen des Artensterbens adäquat zu berücksichtigen. Alle Dimensionen der Nachhaltigkeit sind gleichwertig zu beurteilen und die vorgeschlagenen Maßnahmen sind einer Folgenabschätzung durch anerkannte Fachexperten (inkl. der bäuerlichen Berufsvertretung) zu unterziehen. Dies gilt insbesondere für die Auswirkungen einer Biodiversitäts-Strategie auf den Klimaschutz, die Selbstversorgung mit heimischen Lebensmitteln und die ökonomischen und strukturellen Auswirkungen auf die bäuerlichen Betriebe.