Bauernbund kritisiert „chronische Aktionitis“ der Handelsriesen und fordert angesichts gesunkener Einkommen einen Österreichbonus für heimische Qualität. Mehr Ehrlichkeit in der Kennzeichnung von Lebensmitteln notwendig!
Seit Monaten gehen Bauern europaweit auf die Straßen. Sie wollen damit auf die unfaire Einkommenssituation aufmerksam machen. Jetzt ist es auch in Österreich so weit. Der Österreichische Bauernbund hat gemeinsam mit den Bauernbund Länderorganisationen Protestaktionen auf die Beine gestellt. Bäuerinnen und Bauern protestierten in mehreren Bundesländern vor den Zentrallagern von SPAR Österreich. Auch der Kärntner Bauernbund beteiligte sich mit 200 Bäuerinnen und Bauern an der Aktion und organisierte eine Protestaktion vor dem Zentrallager von SPAR Kärnten und Osttirol in Maria Saal.
Steigende Konzerngewinne, sinkende Bauerneinkommen
Hintergrund der Protestaktion ist vor allem die unfaire Verteilung der Gewinne entlang der Wertschöpfungskette. So hat der SPAR-Konzern seinen Gewinn allein im Jahr 2019 im Vergleich zum Vorjahr um knapp 9% auf 352 Millionen Euro gesteigert. Die Einkommen der Kärntner Bauern sind jedoch rückläufig; im Jahr 2018 betrug das Einkommensminus 7%. „Während die Kärntner Bauern angesichts der sinkenden Einkommen den Gürtel immer enger schnallen müssen, sprudeln die Konzerngewinne. Das ist nicht gerecht. So kann es nicht weitergehen!“ fasst der Landesobmann des Kärntner Bauernbundes, Johann Mößler die Situation zusammen. Als Ursache für die ungerechte Verteilung der Wertschöpfung ortet Mößler die extreme Marktmacht des Handels, die in Österreich besonders ausgeprägt ist. Immerhin teilen sich drei Konzerne knapp 90% des Marktes auf. Diese Marktmacht bekommen Bauern und Verarbeiter bei Preisverhandlungen beinhart zu spüren. Auch liefern sich die großen Handels-Riesen mittels Rabatt-Aktionen immer aggressivere Preis-Schlachten auf dem Rücken der Bauern.
Drei Forderungen an den Handel
Im Zuge der Protestaktion übergab Mößler der SPAR Geschäftsführung ein österreichweit akkordiertes Forderungspapier. Konkret verlangt der Bauernbund einen Stopp der „chronischen Aktionitis“ auf Lebensmittel. Diese seien laut Mößler nicht nur eine Geringschätzung gegenüber den Bauern, sondern sei auch einer der Hauptursachen für die immense Lebensmittelverschwendung. Des Weiteren verlangt der Bauernbund einen „Österreichbonus für heimische Qualität“. „Österreichische Standards zu Weltmarktpreisen sind nicht möglich!“ so Mößler der im Zuge der Veranstaltung darauf hinwies, dass der Anteil der Wertschöpfung der bei den Bauern ankommt seit Jahren tendenziell sinkt. So lag der Bauernanteil bei Trinkmilch im Jahr 2013 noch bei rund 34% und ist aktuell auf unter 29% gesunken. Auch der oft irreführenden Herkunftskennzeichnung von Lebensmitteln müsse ein Riegel vorgeschoben werden. „Schluss mit rot-weiß-roten Fahnen auf Lebensmitteln deren Rohstoffe nicht aus Österreich stammen. Es darf nur Österreich signalisiert werden, wo Österreich drinnen ist – alles andere ist Konsumententäuschung!“ sieht Mößler akuten Handlungsbedarf bei einer praxistauglichen Umsetzung der Primärzutaten-Durchführungsverordnung.
Verantwortung übernehmen
Mößler sieht die Protest-Aktion des Bauernbundes einen ersten Schritt. Weitere Maßnahmen würden folgen, sofern die Handels-Riesen ihre unfairen Praktiken nicht ändern. „Wer die Macht hat, trägt auch die Verantwortung. Ich appelliere an den Handel seine Verantwortung für die bäuerliche Landwirtschaft in Kärnten wahrzunehmen. Denn wenn die Einkommen weiter sinken und die Auflagen weiter steigen wird das den Strukturwandel beschleunigen“ so Mößler abschließend.