Wolfsproblematik: Gemeinsame Vorkehrungen gegen Hybrid-Wölfe

Aktuelles, Martin Gruber, Siegfried Huber, Wolf Keine Kommentare zu Wolfsproblematik: Gemeinsame Vorkehrungen gegen Hybrid-Wölfe

Nach ersten Nachweisen für Hybride in Kärnten starten Land und Jägerschaft großangelegtes Projekt zur Überwachung – Verordnung ermöglicht bereits Entnahme von Hybridwölfen –Spitzenbeamter der EU-Kommission kommt auf Einladung von Landwirtschaftskammer und Almwirtschaftsverein zu Ortsaugenschein

400 Nutztierrisse und 450 nicht mehr auffindbare Tiere nach Wolfsangriffen, so lautete die Kärntner Bilanz nach der Almsaison 2022. Heuer wurden bereits 52 Nutztierrisse und 13 Wölfe in Kärnten bestätigt, während die Almsaison gerade erst anläuft. Die Sorgen der betroffenen Landwirte sind daher groß, wie  Agrarreferent LHStv. Martin Gruber, LK-Präsident Siegfried Huber und Landesjägermeister Walter Brunner betonten. Die steigende Wolfspopulation bedroht die traditionelle Almwirtschaft und damit eine der artgerechtesten Tierhaltungsformen. Um gegen diese Entwicklung anzugehen, ist die Kärntner Wolfsverordnung derzeit weiterhin der einzige, rechtlich gangbare Weg, so lange es auf EU-Ebene kein Einlenken gibt. Mit der erst zu Beginn des Jahres nochmals nachgeschärften Regelung zur Entnahme von Risiko- und Schadwölfen war Kärnten Vorreiter, die Verordnung wird derzeit von vielen Bundesländern kopiert. Währenddessen beschäftigt sich Kärnten aber bereits mit einem weiteren Problem: den Hybrid-Wölfen.

Denn für die Kreuzung zwischen Hund und Wolf gibt es erstmals Nachweise in Kärnten. „Wir haben bei zwölf Proben von Wölfen Untersuchungen auf Hybridisierung durchführen lassen, mit dem Ergebnis, dass vier Hybride darunter waren“, informierte LHStv. Gruber. Ein Grund zur Sorge, weil diskutiert wird, ob bei Hybrid-Wölfen die wolfstypische Scheu vor Menschen weniger ausgeprägt ist und Konflikte somit wahrscheinlicher werden könnten. „Es ist zu befürchten, dass eine steigende Hybridisierung ein erhöhtes Gefahrenpotenzial für Nutztiere und die Bevölkerung bedeuten, und deshalb werden wir etwas dagegen unternehmen“, hielt Martin Gruber fest. Gemeinsam mit der Kärntner Jägerschaft werden künftig in allen Bezirken Wolfslosungen gesammelt, gekühlt gelagert und dann auf Hybridisierung beprobt, um festzustellen, wo und wie viele Hybride es in Kärnten gibt. Sie könnten laut Wolfsverordnung nach eindeutigem Nachweis auch ohne Vergrämungsschritte entnommen werden, da sie nicht von der FFH-Richtlinie geschützt sind. „Wir sind entschlossen, weiterhin alle rechtlichen Möglichkeiten auszuschöpfen, um die Wolfssituation in Kärnten unter Kontrolle zu halten“, betonte Gruber.

„Die Wolfspopulation ist in ihrem Bestand in Europa bereits gesichert. Im Sinne des Artenschutzes ist der Hybridisierung entgegenzuwirken. Der Wolf sollte jagdlich nicht anders behandelt werden wie jede andere Wildart“, so Landesjägermeister Walter Brunner. Mit der guten und konstruktiven Zusammenarbeit zwischen Landwirtschaft, Politik und Jägerschaft wurde in den letzten Monaten die Basis geschaffen zukünftig noch geschlossener aufzutreten, so Brunner.

Die Absenkung der erforderlichen Risszahlen in der Wolfsverordnung, die ab heuer für Schadwölfe auf Almen gelten, ist ein großer Schritt in die richtige Richtung. Damit wird es heurigen Almsaison einfacher sein, Wölfe zu entnehmen“, hielt LK-Präs. Huber fest. Dass der Schutzstatus des Wolfes aber langfristig gesenkt werden muss, davon will die LK-Kärnten nächste Woche jenen Spitzenbeamten der EU-Kommission überzeugen, der für die Ausrichtung der Wolfs-Politik in Europa federführend verantwortlich ist. Der Direktor für Biodiversität in der EU-Kommission, Humberto Delgado Rosa, wird an der Österreichischen Almwirtschaftstagung, organisiert vom Kärntner Almwirtschaftsverein, in Millstatt teilnehmen. Eine gemeinsame Protestnote soll dabei überreicht werden. „Die EU Kommission befeuert mit dem sturen Festhalten am hohen Schutzstatus die unkontrollierte Ausbreitung der Wölfe in Kärnten. Wir wollen dem zuständigen Spitzenbeamten der EU-Kommission vor Ort zeigen, dass Raubtiere in einer besiedelten Kulturlandschaft, die landwirtschaftlich und touristisch genutzt wird, keinen Platz haben. Wir laden alle Bürgermeister, Sozialpartner, Tourismusverantwortliche und Verantwortungsträger in Wirtschaft und Gesellschaft ein, sich dieser Forderung anzuschließen und unsere Protestnote zu unterstützen“, so Huber.

Abschließend betonte LHStv. Gruber, dass die sich verschärfende Wolfssituation auch nach einer verstärkten Abstimmung und gemeinsamen Vorgehensweise der Bundesländer verlange. Gruber übernimmt noch diese Woche den Vorsitz in der Agrarreferenten-Konferenz für das zweite Halbjahr 2023. „Ich werde diese Gelegenheit, alle Agrarreferenten Österreichs demnächst bei uns in Kärnten zu Gast zu haben, sicherlich dafür nutzen, auf die Wolfsproblematik einzugehen und ein viel stärkeres gemeinsames Vorgehen einzufordern!“

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